Text: Benjamin Blaikner
„Nicht hier“ ist nur bei ungenauem Lesen ein Stück über Alkoholismus. Vielmehr werden in dem pseudo-realistischen, grotesk anmutenden Text mehrere Ebenen scheinbarer oder tatsächlicher Wirklichkeit übereinander gelagert. Ausgehend von einer einfachen Grundsituation entsteht eine bildhafte Parabel über das Wesen von Regeln und Verboten, Opfern und Tätern und den Vorstellungen unserer Gesellschaft, wie „man“ ein „Leben zu führen“ habe.
Ausgangspunkt ist die auch im Bühnensetting und den Regieanweisungen aufs Genaueste beschriebene Alltags-Situation des in der Außenwelt (scheinbar) noch funktionierenden Alkoholikers Hannes. Der gerät in Konflikt mit seiner (scheinbar) um ihn besorgten Familie. An jenen Punkten, an denen dieser Plot ins Selbstverständliche oder Lehrhafte abzudriften droht, etabliert der Autor ein komplexes Spiel sich ständig verschiebender und gegenseitig überlagernder Wahrnehmungen sowie paralleler, subjektiver Wahrheiten. Es wird zunehmend schwieriger, zwischen dem, vielleicht durch den Alkoholismus beeinträchtigen Blickwinkel der Hauptfigur, und jenem seiner Mit- und Gegenspieler/-innen zu unterscheiden. In einer immer absurder anmutenden Spirale aus Verboten und Verteidigungsreden verschwimmen die Grenzen zwischen Vision und Realität. Gleichzeitig aber auch jene zwischen Opfer und Täter oder allgemeiner betrachtet: Die Trennlinie zwischen jenen, die Regeln vorgeben, und jenen, die Regeln brechen, verschwimmt zunehmend.
Während die Hauptfigur Hannes durch ihre Eloquenz und ihre rhetorische Kompetenz zu Beginn des Stücks noch im Stande ist, gegen die immer neuen Regeln aufzubegehren, verliert sie in letzter Konsequenz einzelne Buchstaben und schließlich sogar ihre Sprache. In einem Rückgriff auf Samuel Beckett wird aus Hannes letztendlich Pozzo, also jene Figur, die schon in „Warten auf Godot“ zuerst Täter und dann Opfer ist. Der Rest der Familie verwandelt sich aus Besorgnis und Engstirnigkeit in übergriffige, selbstgefällige Rädchen im Getriebe. Aber auch sie dürfen sich nicht allzu sicher fühlen…
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